„Ozy and Millie“ ist ein sehr schön gezeichneter und gleichermaßen witziger wie nachdenklich stimmender Webcomic von David Craig Simpson im Stil von „Calvin und Hobbes“, der seit seinem Start am 1. Januar 1998 mehrmals pro Woche aktualisiert wird. Am 24. April 2008 gab Simpson bekannt, dass er den Comicstrip am Ende des Jahres einstellen wird.
Auf der offiziellen Website könnt ihr euch nicht nur den jeweils neuesten Strip ansehen, sondern im Striparchiv alle jemals veröffentlichten Strips. Inzwischen dürften dies ungefähr 2.000 Stück sein! Vor der nicht immer treffsicheren deutschen Übersetzung diverser Strips aus Simpsons früher Schaffensperiode muss jedoch gewarnt werden, auch wenn das Original mitunter sehr gute Englischkenntnisse voraussetzt.
Die beiden zehnjährigen Füchse Ozy und Millie sind die namensgebenden Hauptcharaktere des Comicstrips, in dem ausschließlich anthropomorphe Tiere auftreten. Sie leben in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt North Harbordale und müssen sich dort den Widrigkeiten des Schulalltags an ihrer Grundschule stellen. Die Komik von „Ozy and Millie“ geht vor allem vom Gegensatz zwischen dem oft absurden Verhalten der Comicfiguren und den dabei gleichzeitig thematisierten ernsten moralischen und philosophischen Fragestellungen aus.

Inhaltsverzeichnis
Charaktere
Ozy
Ozy lebt zusammen mit seiner ebenfalls zehnjährigen Freundin Millie in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt North Harbordale. Ozy ist ein Polarfuchs, sollte nach Angaben des Zeichners aber ursprünglich einen Wolf darstellen. Nachdem David Craig Simpson im November 1999 einige Fotos junger Polarfüchse gezeigt wurden, änderte er aufgrund der großen Ähnlichkeit jedoch seine anfängliche Klassifizierung. Auf die unterschiedliche Spezies der Protagonisten wird im Comicstrip aber praktisch nie eingegangen.
Ozys voller Name, Ozymandias J. Llewellyn, geht auf das Gedicht Ozymandias über den ägyptischen König Ramses II. (1304 – 1237 v. Chr.) von Percy Bysshe Shelley zurück:
„My name is Ozymandias, king of kings:
Look on my works, ye Mighty, and despair!"
(deutsch: „Mein Name ist Ozymandias, König der Könige!
Seht meine Werke, ihr Mächtigen, und verzweifelt!")
Simpson hat Ozymandias als Namen vor allem deshalb gewählt, weil die zentrale Aussage des Gedichts, die Vergänglichkeit des Seins, auch zu den Leitmotiven des von Ozy praktizierten Zen-Buddhismus zählt. Auch weitere zentrale Motive des Gedichts wie die Arroganz der Macht und das oft ambivalente Verhältnis des Künstlers zu seiner Schöpfung werden in „Ozy and Millie“ ab und zu aufgegriffen.
Ozys Markenzeichen ist sein großer schwarzer Zylinder, welchen er von seinem Vater Llewellyn erhalten hat, als ihn dieser im Alter von einem Jahr adoptierte. Ozy trägt keine Hose, was ungeachtet der Tatsache, dass dies auch auf einige andere Charaktere wie zum Beispiel Avery zutrifft, des öfteren Auslöser einer dahingehenden spitzen Bemerkung seitens Millies ist.
Ozy ist ein nachdenklicher, ruhiger Typ und stellt damit ein dankbares Opfer für die anderen Schüler dar. Trotzdem schreckt er nie vor einem geistreichen oder bissigen Kommentar zurück. Während er Millies Streiche gelassen über sich ergehen lässt, hat er sehr unter den Nachstellungen des Schulschlägers Jeremy zu leiden. Hin und wieder gelingt es ihm zumindest, Millie mit einer pointierten Bemerkung über den Wahnwitz ihres Verhaltens den Wind aus den Segeln zu nehmen. Unter Anleitung seines Vaters Llewellyn übt sich Ozy in der Kunst des Zen, oder besser gesagt einer witzigen Variante davon, deren Grundsätze fast immer als Antithese formuliert sind: „It has been said that, while knowledge is acquired by learning... Wisdom is acquired by unlearning." (deutsch: „Es heißt: Wissen erlangt man durch Lernen, Weisheit durch Verlernen!")
Millie
„I act weird because I figure, hey, I''m gonna be an outcast anyway, so I might as well do it with style." – Millie
(deutsch: „Ich verhalte mich so seltsam, weil... nun ja, egal was ich mache, ich werde sowieso wie eine Aussätzige behandelt; so tue ich es wenigstens mit Stil.")
Ozy verbringt viel Zeit mit seiner besten Freundin Millie, einer Rotfüchsin. Millicent Mehitabel Mudd, wie ihr voller Name lautet, ist zwar genauso intelligent wie Ozy, im Gegensatz zu ihm aber nie um eine Entschuldigung verlegen, wenn es darum geht, sich vor anstehender Arbeit zu drücken. Mit ihren seltsamen Einfällen bringt sie außerdem sich und Ozy immer wieder in Schwierigkeiten.
Millie lehnt sich gegen jede Form von Autorität auf, was selbstverständlich weder von ihren Lehrern, noch von ihrer ansonsten verständnisvollen Mutter Ms. Mudd toleriert werden kann. Ihre anarchistisch-destruktive Einstellung wird auch zu vielen anderen Anlässen deutlich, womit sie nicht nur sich, sondern auch Ozy immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Millie spricht aus, was andere denken, und tut, was andere aus Angst vor den Reaktionen ihrer Mitmenschen niemals wagen würden. Sie ist nicht bereit, sich einfach damit abzufinden, in einer ungerechten Welt zu leben, in der nur Oberflächlichkeiten zählen. Dass ihre Rebellion gegen das Establishment sich zumeist darauf beschränkt, ihre Mutter zu ärgern, Ozy Streiche zu spielen und gegen die Schulordnung zu verstoßen, ist erstens ihrem Alter von nur zehn Jahren und zweitens dem Medium Comicstrip geschuldet.
Trotzdem darf Millies ungezogenes Verhalten nicht so verstanden werden, dass sie Ozy nur als witziger Sidekick dienen würde. Sie ist ganz im Gegenteil der vielschichtigste Charakter des ganzen Comicstrips; einmal tollpatschig und frech, ein andermal nachdenklich und melancholisch. Genauso wie Ozy geht sie oft in sich, um über moralische oder philosophische Fragestellungen nachzudenken. Was „Ozy and Millie“ auszeichnet, ist, dass die dabei entstehende schwermütige Stimmung schlussendlich immer mit einer überraschenden Pointe aufgelöst wird, so dass „Ozy and Millie“ im Unterschied etwa zum Comicklassiker Die Peanuts selbst dann noch witzig ist, wenn eher ernste Themen angesprochen werden.
Llewellyn und Ms. Mudd
„Whatever does not kill me makes me stranger." – Llewellyn
(deutsch: „Was mich nicht umbringt, macht mich seltsamer.")
Ozys Adoptivvater Llewellyn ist ein roter Drache, dessen Verhalten getreu dem obigen Zitat nur als seltsam zu beschreiben ist. Wenn er nicht gerade als Vorsitzender der Zen-Partei für die amerikanische Präsidentschaft kandidiert, indem er nicht für die amerikanische Präsidentschaft kandidiert, gibt er seinem Sohn, während er ein Bad in Bananenpudding nimmt, mehr oder weniger kluge Ratschläge fürs Leben. Auch wenn er mit seinem bizarren Lebensstil andere immer wieder zur Weißglut treibt, bleibt er bei deren Anfeindungen stets Gentleman.
Llewellyn führt eine platonische Beziehung mit Millies ebenfalls alleinerziehender Mutter Ms. Mudd, von deren Vornamen nur bekannt ist, dass er mit dem Buchstaben M beginnt. Llewellyn und Ms. Mudd werden als liebevolle Eltern porträtiert, die ihre Kinder stets dazu anhalten, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Insbesondere Ms. Mudd, die als Anwältin arbeitet, muss ihrer aufgedrehten Tochter dabei aber immer wieder ihre Grenzen aufzeigen.
Avery, Timulty und Stephan
„Look, if dignity were cool, Jimmy Carter would have groupies." – Avery
(deutsch: „Wenn Würde cool wäre, dann hätte Jimmy Carter Groupies gehabt.")
Avery ist ein Waschbär, der alles dafür tut, um „cool" zu sein. In seinem Streben danach, andere „coole" Schüler von seiner eigenen „Coolheit" zu überzeugen, übersieht er, dass dies von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, weil es einfach nicht „cool" ist, mit aller Gewalt „cool" sein zu wollen. Verwunderlich dabei ist, dass Avery trotzdem oft mit dem Computerfreak Stephan zusammen ist, zweifellos dem „uncoolsten" Charakter des ganzen Comicstrips. Avery ist zutiefst materialistisch eingestellt und schickte seinen Wunschzettel in einem Strip etwa an Tommy Hilfiger statt an den Weihnachtsmann. Obwohl er seinen jüngeren Bruder Timulty permanent für seine Naivität tadelt und sich zuweilen sogar gegen Ozy und Millie stellt, wenn ihm dies opportun erscheint, gehört Avery zu den Sympathieträgern des Comicstrips. Zum einen, weil er als Verlierertyp Identifikationsmöglichkeiten bietet, zum anderen, weil er zumindest gelegentlich die Einsicht zeigt, dass die Freundschaft zu Ozy, Millie und Stephan wichtiger ist als von einer anonymen Masse als „cool" anerkannt zu werden.
„Who better than a little naked raccoon child to announce that the emperor has no clothes?" – David Craig Simpson über Timulty
(deutsch: „Wer wäre besser dafür geeignet als ein nackter Waschbärwelpe um zu verkünden, dass der Kaiser keine Kleider anhat?")
Averys jüngerer Bruder Timulty verkörpert im Gegensatz dazu die reinste Form kindlicher Unschuld, wie sie von William Blake beschrieben wurde. In einigen der besten Strips ist es Timulty, der mit seiner kindlichen Naivität das sinnlose Streben seines Bruders nach Anerkennung ad absurdum führt oder der Gesellschaft einen Spiegel vorhält.
Stephan, ein Erdferkel, ist ein typischer Geek. Wenn er nicht zusammen mit Avery Videospiele spielt, versucht er vergeblich, die anderen Charaktere von der genetischen Überlegenheit der Geeks zu überzeugen; auch wenn ihm der Zusammenbruch der New Economy im Jahr 2001 einen schweren Schock versetzt hat. Stephan tendiert dazu, sich unglücklich in Mädchen zu verlieben, die nichts von ihm wissen wollen; weder Felicia, noch Isolde und Stephanie erwiderten seine Liebe.
Spätestens seit Anfang 2004 treten Avery, Timulty und vor allem Stephan nur noch sporadisch in Erscheinung, was zu bedauern ist, da der Comicstrip dadurch an Abwechslung verloren hat.
Felicia und Jeremy
„You totally should try to be less of a dork, you know." – Felicia
(deutsch: „Weißt du, du solltest echt versuchen, dich nicht immer wie ein Trottel aufzuführen!")
Felicia Laine, das beliebteste Mädchen der Schule, ist fast immer mit zwei Freundinnen aus ihrer Clique zusammen, die ihr als Stichwortgeberinnen dienen. Ihr ganzes Denken kreist um Markenkleidung und Boygroups, weshalb es nicht weiter verwunderlich ist, dass sie und Millie eine innige Feindschaft verbindet. Felicia wirft Millie dabei entweder vor, zu individualistisch eingestellt zu sein oder sich ganz einfach wie ein Trottel zu verhalten. Anders als man vermuten könnte, ist Felicia aber alles andere als dumm und weiß sich auch in einer verbalen Auseinandersetzung mit Ozy oder Millie zu behaupten.
Jeremy Studley hat dagegen in den Fäusten, was er nicht im Kopf hat. Jeremy ist ein typischer „Bully", der schwächere Mitschüler zum Spaß verprügelt. Ozy, Millie und Stephan zählen zu seinen bevorzugten Opfern und werden von ihm mit Vorliebe in den nächsten Abfalleimer gestopft.
Genauso wenig wie es Zufall ist, dass Ozys Vater Llewellyn ein gutmütiger Drache und der Schuldirektor Beau Vine eine Kuh ist, ist es Zufall, dass Felicia und Jeremy, die beiden Hauptgegenspieler der Helden, ein Schaf beziehungsweise ein Hase sind. Mit der Umkehrung der üblichen Rollenverteilung zwischen Raub- und Beutetieren werden gängige Klischees vermieden und gleichzeitig erste Ansatzpunkte für Komik geschaffen.
Weitere Charaktere
Wenn Ozy oder Millie die Geduld ihrer Klassenlehrerin Ms. Sorkowitz überstrapazieren, werden sie entweder zur Schulpsychologin Dr. I. Wahnsinnig oder direkt zum Schuldirektor Beau Vine geschickt. Um die Schüler auf das harte Leben nach der Schule vorzubereiten, versucht Beau Vine die Schüler mit diversen, pädagogisch fragwürdigen Methoden zu angepassterem Verhalten zu erziehen. Dass dies im krassen Gegensatz zu den Individualität predigenden Plakaten steht, die überall im Schulgebäude hängen, stört ihn nicht weiter. Dr. I. Wahnsinnig setzt sich dagegen sehr für Ozy und Millie ein und kritisiert den Schuldirektor regelmäßig dafür, jedem Trend nachzulaufen und das amoralische Verhalten von Jeremy und Felicia auch noch zu unterstützen.
Ozys Cousine Isolde ist wie alle Angehörigen der Familie Llewellyn, die ihren Stammsitz auf einem alten Schloss in Idaho hat, in mehrere Verschwörungen verwickelt. Isolde, die als eigenständiger Charakter trotz zahlreicher Auftritte eher blass geblieben ist, unterstützte Llewellyn unter anderem bei seinen zwei Kandidaturen für die amerikanische Präsidentschaft.
Captain Locke, seines Zeichens zehnjähriger Kapitän eines Piratenschiffs, lebt in einer Parallelwelt, die über ein Dimensionstor im Wohnzimmersofa Llewellyns mit dieser Welt verbunden ist. Wie man in einer im Sommer 2002 veröffentlichten Geschichte erfährt, ist Locke außerdem Millies Vater, was dadurch zu erklären ist, dass man in seiner Heimatwelt alt geboren wird und jung stirbt. Trotz logischer Inkonsistenzen mit früher veröffentlichten Strips wurde die Geschichte über das Treffen von Ms. Mudd und Locke nur vereinzelt kritisiert. Meine persönliche Meinung dazu ist aber, dass die Geschichte den absoluten Tiefpunkt des ganzen Comicstrips darstellt.
Aussage
„Ozy and Millie“ als Appell zu mehr Toleranz
In einem Kommentar zu einem früher veröffentlichten Strip strich der Zeichner von „Ozy and Millie“ heraus, dass es ihm, wie vielen anderen Comiczeichnern auch, nicht darum gehe, darzustellen, wie sich Kinder ausdrücken und verhalten, sondern wie es sich anfühlt, ein Kind zu sein. Ozy und Millie stehen somit sinnbildlich für alle Kinder, die aufgrund ihrer „Andersartigkeit" von ihren Mitschülern gemieden werden oder auf andere Formen des Unverständnisses stoßen.
Ozy und Millie haben aber nicht nur unter dem repressiven Verhalten der anderen Schüler zu leiden; der auf sie wirkende Anpassungsdruck wird durch die autoritäre Ordnung, verkörpert durch den Schuldirektor Beau Vine, sogar noch verstärkt. Obwohl dieser Sachverhalt stets pointiert auf die Spitze getrieben und somit der Lächerlichkeit preisgegeben wird, steht am Schluss einer derartigen Auseinandersetzung normalerweise nicht der „Sieg" der Helden über ihre Widersacher. Sie müssen sich vielmehr eingestehen, dass sich nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene vernünftigen Argumenten verschließen und nicht dazu bereit sind, von der gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhalten zu tolerieren. Hierbei kommt erschwerend hinzu, dass dies gerade für solche Erwachsene zu gelten scheint, die über die Macht verfügen würden, gegen derartige Missstände in der Gesellschaft anzugehen.
Im Gegensatz dazu zeigt der Charakter der Schulpsychologin Dr. I. Wahnsinnig, die nicht als bloße Erfüllungsgehilfin des Schuldirektors porträtiert wird, dass „Ozy and Millie“ nicht als generelle Kritik am Schulsystem oder anderen autoritären Institutionen zu verstehen ist. Die Hauptaussage des Comicstrips besteht vielmehr darin, dass allen Menschen die Freiheit zugestanden werden sollte, so zu leben wie es ihrer Vorstellung entspricht, solange sie dabei niemandem Schaden zufügen.
Konsumismus- und Kapitalismuskritik
Nachdem Ozy und Millie in der Zeit nach dem Start des Comicstrips von 1998 bis 2000 vor allem unter Jeremy zu leiden hatten, nimmt später immer mehr Felicia die Rolle der ersten Gegenspielerin der Helden ein. Wie am Strip vom 15. Januar 2001 deutlich wird, nimmt speziell die Auseinandersetzung zwischen der antiautoritär eingestellten Millie und der auf oberflächliche Statussymbole bedachten Felicia an Schärfe zu.
David Craig Simpsons kritische Einstellung gegenüber ungezügeltem Konsumismus und Kapitalismus wird aber auch in vielen Strips deutlich, in denen Felicia nicht auftritt. Sowohl die Auswüchse der New Economy während der Jahrtausendwende, die zunehmende Kommerzialisierung des Weihnachtsfest und das sozial unverantwortliche Verhalten von Großkonzernen werden von ihm wiederholt thematisiert. Nicht selten ist es dabei Timulty, der mit einem unschuldig naiven, aber trotzdem scharfsinnigen Kommentar etwa die leeren Versprechungen der Werbung entzaubert.
Über die zunehmende Kommerzialisierung des Comicstrips als Kunstform verärgert, griff David Craig Simpson außerdem mehrmals den Zeichner des Comicstrips Garfield, Jim Davis, und die Pressesyndikate scharf an, die seiner Meinung nach zu viel Wert auf die Vermarktbarkeit der Comicstrips und zu wenig auf deren Qualität legen: „Well, I don''t want to give up on it, even if Jim Davis is a prostitute and the syndicates which could bring me to a much wider audience are more interested in being his pimps." (deutsch: „Ungeachtet dessen, dass Jim Davis ein Stricher ist und die Syndikate es vorziehen sich als sein Zuhälter zu verdingen als mir mir ein größeres Publikum zu verschaffen, werde ich nicht so einfach aufgeben.")
Politische Kommentare in „Ozy and Millie“
Obwohl die soziale Interaktion zwischen den Charakteren das wesentliche Handlungselement des Comicstrips darstellt, wird in zahlreichen Strips die gegenwärtige politische Situation in den USA thematisiert. Kritik, diese zwei unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkte würden nicht zueinander passen, wurde von David Craig Simpson stets zurückgewiesen. Trotzdem kann dies alleine schon aus dem Grund, dass dabei mitunter auf Persönlichkeiten oder Ereignisse Bezug genommen wird, die außerhalb der USA so gut wie unbekannt sind, als problematisch angesehen werden. Sogar relativ viele unpolitische Strips sind ohne ausreichendes Wissen über den porträtierten Sachverhalt nur schwer verständlich, was die vielleicht größte Schwäche des Comicstrips darstellt.
Seit dem 30. Januar 2004 zeichnet David Craig Simpson unter dem Titel I Drew This einen zweiten, rein politischen Comicstrip, in dem der überzeugte Liberale unter anderem heftige Kritik an der amerikanischen Regierung unter George W. Bush übt. Als unmittelbare Folge dieses Schrittes verringerte sich die Anzahl der politischen Strips in „Ozy and Millie“ deutlich, was von den meisten Lesern begrüßt wurde. In den späteren Strips wird auch immer seltener auf das amerikanische Tagesgeschehen oder Prominente Bezug genommen. Auf einen am 16. Mai 2005 veröffentlichten I-Drew-This-Strip geht übrigens das Konzept des Intelligent Fallings zurück, welches eine satirische Antwort auf das vor allem von amerikanischen Christen vertretene Konzept des Intelligent Designs darstellt.
Inhaltliche Aspekte
Erzählstil
„Ozy and Millie“ unterscheidet sich bezüglich des erzählerischen Aufbaus nicht wesentlich von anderen Comicstrips. So bestehen die Strips meistens aus drei oder vier Panels, wobei sich eigenständige Strips mit solchen abwechseln, in denen über mehrere Tage hinweg eine zusammenhängende Geschichte erzählt wird. In derartigen Handlungsbögen wurden einige Male konzeptionelle Änderungen am Comicstrip vorgenommen, zum Beispiel wurde in der Geschichte vom 22. Juni 2000 bis zum 19. Juli 2000 Isolde als neuer Charakter eingeführt. Als Webcomic ist „Ozy and Millie“ nicht an den Erscheinungszyklus amerikanischer Tageszeitungen mit sechs Wochentagsausgaben gebunden, weswegen die Geschichten zum Teil wesentlich länger ausfallen. Der längste zusammengehörige Handlungsabschnitt, in dem Millie erfuhr, wer ihr Vater ist, erstreckte sich zwischen dem 13. Juli 2002 und dem 23. August 2002 über 31 Strips hinweg.
Obwohl der Handlungsrahmen aufgrund der geringen Anzahl unterschiedlicher Charaktere fest vorgegeben ist, gibt es in „Ozy and Millie“ nur einen einzigen echten Running Gag, nämlich den, dass Ozy aufgrund eines auf der Familie Llewellyn liegenden Fluches einmal pro Jahr sein Fell verliert.
Autobiographische Ansätze in „Ozy and Millie“
Zu verschiedenen Gelegenheiten ist der Zeichner des Comicstrips, David Craig Simpson, auf autobiographische Ansätze in „Ozy and Millie“ zu sprechen gekommen. Jeremy wurde von ihm beispielsweise nach einem früheren Mitschüler benannt, von dem er selbst getriezt wurde. Ozys Vater Llewellyn dagegen sollte das genaue Gegenteil seines eigenen Vaters darstellen; laut eigener Aussage ein erzkonservativer, wenngleich prinzipientreuer Kleingeist. Simpson beschreibt sich selbst als sehr ernsthaften und nachdenklichen Menschen. Charakterzüge, die auch Ozy auszeichnen. Während seiner Kindheit fand er aber niemanden, mit dem er sich über seine Gedanken austauschen konnte, weswegen er damals von einer Freundschaft wie der zwischen Ozy und Millie träumte. Unstrittig ist auch, dass Simpson versucht, durch „Ozy and Millie“ seine eigene liberale Weltanschauung auszudrücken (siehe Abschnitt zur Aussage des Comicstrips).
Anthropomorphismus in „Ozy and Millie“
„Ozy and Millie“ ist ein Comicstrip in dem ausschließlich anthropomorphe Tiere auftreten, das heißt die tierischen Charaktere verhalten sich wie Menschen und nicht entsprechend ihrer Spezies. Schon seit dem Altertum werden in Fabeln und Märchen stereotype, einfach zu erfassende Charaktere durch vermenschlichte Tiere dargestellt. In modernen Comicstrips, die sich nicht mehr explizit an Kinder wenden, tritt dieser Aspekt immer mehr in den Hintergrund. Statt dessen stellen niedlich gezeichnete Comictiere eine gute Möglichkeit für den Zeichner dar, durch sie unbequeme Wahrheiten auszudrücken, die damit an Schärfe verlieren. Im Hinblick auf „Ozy and Millie“ besteht dabei jedoch das Problem, dass sich die realen Objekte, die im Comicstrip angesprochen werden, nicht konsistent in ein derartiges anthropomorphes Szenario einfügen. Im Rahmen des Suspension of Disbelief sind aber die meisten Leser bereit, derartige logische Inkonsistenzen in einem gewissen Ausmaß hinzunehmen.
Alterung der Comicfiguren
Obwohl der Verlauf der Jahreszeiten im Comicstrip dem der realen Welt entspricht und dabei sowohl auf jährliche Feiertage als auch auf frühere Ereignisse Bezug genommen wird, altern die Comicfiguren in „Ozy and Millie“ mit fortschreitender Zeit nicht. Von wenigen Ausnahmen wie Baby Blues abgesehen, trifft dies auf fast alle Comicfiguren zu.
Als David Craig Simpson im April 2000 einen Monat lang keine neuen Strips mehr zeichnete um statt dessen das Aussehen der Charaktere zu überarbeiten, brach er mit dieser Regel. Waren Ozy, Millie und die anderen Schüler vor der Überarbeitung acht Jahre alt und besuchten die dritte Klasse ihrer Grundschule, waren sie anschließend zehn Jahre alte Fünftklässler. Über diesen Sachverhalt wird der Leser aber erst später und eher beiläufig aufgeklärt, was verdeutlicht, dass mit diesem Schritt keine einschneidenden Änderungen am Konzept des Comicstrips verbunden waren. Abgesehen davon wird von einigen Leser die Auffassung vertreten, dass die Charaktere zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund des sich graduell weiterentwickelnden Zeichenstils erwachsener aussehen als noch im Jahr 2000. Die Frage, ob er vorhabe, die Charaktere ein weiteres Mal altern zu lassen, wurde vom Zeichner stets verneint.
Gemeinsamkeiten mit anderen Comicstrips
Sowohl die Charaktereigenschaften der Comicfiguren, der Zeichenstil und nicht zuletzt auch der ironische Unterton vieler Strips erinnern an den weltweit erfolgreichen Comicstrip „Calvin und Hobbes“ von Bill Watterson. Weitere Gemeinsamkeiten mit „Calvin und Hobbes“ gibt es, was das im Comicstrip immer wieder aufgegriffene Motiv der Konsum- und Kapitalismuskritik angeht. Das von den Mitgliedern der Familie Llewellyn gespielte House Rules Parcheesi ist zudem eine Reminiszenz an das chaotische Calvinball. Wesentlichen künstlerischen Einfluss auf seine Arbeit als Comiczeichner hatten laut David Craig Simpson aber auch die Comicstrips Bloom County von Berkeley Breathed und Pogo von Walt Kelly.
Zeichentechnik und -stil
Zeichentechnik
Bis vor kurzem zeichnete David Craig Simpson alle Strips im Querformat auf glattes Spezialpapier der Größe 38.1 cm * 11,4 cm beziehungsweise 41,9 cm * 21,6 cm für die Sonntagsstrips. Am 24. September 2007 stieg er jedoch auf ein Hochformat um. Nach einer anfänglichen Experimentierphase mit dem neuen Format kehrte Simpson für die neuen Strips dabei wieder auf die standardgemäßen vier einzelnen Panels zurück. Zum Schreiben der Texte in den Sprechblasen und zum Zeichnen anderer feiner Linien greift David Craig Simpson auf Zeichenstifte zurück; die Umrisse der Comicfiguren, die Panelrahmen und andere großflächige Bereiche malt er mit Tusche mit einem dünnen Pinsel der Stärke 1. Sonntagsstrips werden von ihm anschließend mit Hilfe des Bildbearbeitungsprogramms Adobe Photoshop koloriert. Aufgrund des großen Zeitaufwands, den die Kolorierung der Sonntagsstrips verursacht, zeichnet David Craig Simpson seit 2002 weniger als vier Sonntagsstrips pro Jahr.
Zeichenstil
David Craig Simpsons Zeichenstil erinnert in mancherlei Hinsicht an den Zeichenstil von Bill Watterson, dem Zeichner von „Calvin und Hobbes“. Als vielleicht auffälligste Gemeinsamkeit sind die nicht umrahmten Panels zu nennen, die in mehr als jedem zweiten Strip Verwendung finden. Schatten werden in „Ozy and Millie“ nicht mit der entsprechenden Graustufe eingefärbt, sondern durch schwarzweiße Strichzeichnungen imitiert, womit teilweise interessante optische Effekte erzielt werden. Um bei Nahaufnahmen der Charaktere weder aufwendige Hintergrundzeichnungen anfertigen zu müssen, noch das Zeichenfeld komplett weiß lassen zu müssen, schraffiert David Craig Simpson oft den oberen oder unteren Bereich des entsprechenden Panels. Gelegentlich werden vom ihm auch Hintergrund und Innenbereich der Objekte vollständig eingeschwärzt, so dass die Objekte nur durch ihre weißen Umrisse dargestellt werden.
„Ozy and Millie“ gehört somit zu den am aufwendigsten gezeichneten mehrmals pro Woche erscheinenden Webcomics, der fast an die zeichnerische Klasse eines „Calvin und Hobbes“ heranreicht. Seit den ersten im Jahr 1998 veröffentlichten Strips ist zudem eine stetige Weiterentwicklung des Zeichenstils festzustellen, vor allem im Hinblick auf das Aussehen der Comicfiguren. Seit der mehrmonatigen Zeichenpause vom 23. August 2003 bis zum 22. Januar 2004 sind aber auch immer wieder kritische Stimmen aufgekommen, dass die Charaktere nicht mehr so niedlich aussehen würden wie noch im Jahr 2000 und insbesondere Ozys Proportionen nicht mehr realistisch seien. Seit Simpson Ozy nicht mehr ganz so dünn zeichnet, ist diese Kritik größtenteils wieder verstummt.
Sonstiges
Publizierung
„Ozy and Millie“ war ursprünglich als Zeitungsstrip und nicht als Webcomic konzipiert, was einerseits am typischen Querformat der Strips zu erkennen ist, zum anderen sollte das Szenario nicht nur eine eingeschränkte Zielgruppe wie etwa Computerspieler oder Science-Fiction-Anhänger ansprechen. Wichtigster Grund für die Veröffentlichung der ersten Strips über das Internet war vielmehr, einen ersten Stamm an Lesern aufzubauen und von diesen Anregungen zu erhalten. Wie sich jedoch schnell zeigte waren die großen Pressesyndikate wie Universal Press Syndicate, von denen die amerikanischen Tageszeitungen ihre Comicstrips beziehen, nicht an einem Comicstrip in der Machart von „Ozy and Millie“ interessiert. So wurde die Untervertragnahme von „Ozy and Millie“ unter anderem mit der Begründung „Ozy and Millie appeals to fans and comic book readers." (deutsch: „Ozy and Millie spricht nur Fans und Comicleser an.") abgelehnt. Weiter wurde beanstandet, dass in „Ozy and Millie“ ausschließlich tierische Charaktere auftreten, denn obwohl sehr viele Comicstrips einen oder mehrere anthropomorphe tierische Hauptcharaktere aufweisen, gibt es nur wenige erfolgreiche Comicstrips ganz ohne menschliche Charaktere.
Laut einer Schätzung des Webmasters der offiziellen Website wurde „Ozy and Millie“ im Jahr 2003 von etwa 10.000 bis 50.000 Lesern gelesen. Im inzwischen anscheinend Konkurs gegangenen Comicverlag Plan Nine Publishing sind bis zum Jahr 2005 fünf Alben erschienen, in denen die meisten der bis zu diesem Zeitpunkt erschienenen Strips abgedruckt wurden. Wer „Ozy and Millie“ gerne in gedruckter Form lesen möchte, muss dennoch nicht darben, da mittlerweile alle bisherigen Strips in den bei Lulu.com erschienenen Alben erhältlich sind. gibt es jetzt bei Lulu.com (siehe unten). „Ozy and Millie“ war leider zu keiner Zeit ein kommerzieller Erfolg und David Craig Simpson lebt derzeit wahrscheinlich hauptsächlich vom Gehalt seines Lebenspartner. (Er ist schwul.)
Zusammensetzung der Anhängerschaft
Große Teile der Anhängerschaft von „Ozy and Millie“ setzen sich einerseits aus Calvin-und-Hobbes-Fans zusammen, die in „Ozy and Millie“ einen würdigen geistigen Nachfolger sehen, andererseits aus sogenannten Furries, die anthropomorphe Comicstrips schätzen. Auch Menschen, die während ihrer Schulzeit selbst darunter zu leiden hatten, nicht der sozialen Norm zu entsprechen, werden durch das Szenario des Comicstrips verstärkt angesprochen. Die Frage, was „Ozy and Millie“ vor allem auszeichne, wurde von einem Fan in einem Forumsbeitrag wie folgt beantwortet:
„[Ozy and Millie is a] gorgeous contrast between the playfully cynical and the helplessly serene in an earnest quest to not be trampled by authority; in the form of cute fox kits, no less." – Doctor Fred
(deutsch: „[Ozy und Millie lebt] vom hinreißenden Gegensatz zwischen verspieltem Zynismus und hilfloser Heiterkeit beim aufrichtigen Streben danach, nicht von der Obrigkeit unterdrückt zu werden – und zwar in Form putziger kleiner Füchse. Nicht weniger.")
„Ozy and Millie“ wurde von Fans über unterschiedlich lange Zeiträume hinweg in andere Sprachen wie Deutsch oder Russisch übersetzt, wobei der Wortwitz des in einem sehr anspruchsvollen Englisch geschriebenen Originals aber zumindest in der deutschen Übersetzung in vielen Strips verloren ging.
Auszeichnungen
„Ozy and Millie“ war im Jahr 1998 einer der Finalisten bei der Verleihung des „Scripps-Howard Charles M. Schulz Awards“ für den besten Comicstrip. Im Jahr 1999 wurde „Ozy and Millie“ als bester Comicstrip mit dem „College Media Advisers'' Award“ ausgezeichnet und im Jahr 2002 als bester anthropomorpher Comicstrip mit dem „Cartoonist''s Choice Award“. Eine weitere Nominierung Millies als bester weiblicher Hauptcharakter für einen „Cartoonist''s Choice Award“ im Jahr 2001 wurde von Simpson abgelehnt, unter anderem mit der Begründung, dass ein Popularitätswettbewerb zwischen Millie und „big-breasted anime chicks" (deutsch: „großbusige Animemädels") absurd sei. Im Jahr 2007 wurde „Ozy and Millie“ nach mehreren Nominierungen in den Jahren zuvor bei den „Ursa Major Awards“ zum besten anthropomorphen Comicstrip gewählt.
Alben
Die folgenden beim Book-on-Demand-Dienstleister Lulu.com erschienenen Alben enthalten jeweils alle Ozy-and-Millie-Strips der angegebenen Periode und zusätzlich diverses Artwork:
- D. C. Simpson: „Prehistrionics: Ozy and Millie, 1997–2000“. Lulu.com, 2006, ISBN 978-1-84728-773-1
- D. C. Simpson: „The Big Book of Ancient, Semi-Coherent Wisdom: Ozy and Millie, 2000–2001“. Lulu.com, 2006, ISBN 978-1-4303-1505-6
- D. C. Simpson: „Zen Again: Ozy and Millie, 2001–2002“. Lulu.com, 2007, ISBN 978-1-4303-1508-7
- D. C. Simpson: „Perpetual Motion: Ozy and Millie, 2002–2003“. Lulu.com, 2007, ISBN 978-1-4303-2116-3
- D. C. Simpson: „Tofu Knights: Ozy and Millie, 2004–2005“. Lulu.com, 2006, ISBN 978-1-84728-772-4
- D. C. Simpson: „Closer to the Void: Ozy and Millie, 2006–2007“. Lulu.com, 2007, ISBN 978-1-4357-0504-3
Die folgenden beim Verlag Plan Nine Publishing erschienenen Alben sind nicht mehr erhältlich:
- David Simpson: „Ozy and Millie“. Plan Nine Publishing, High Point, NC 2000, ISBN 1-929462-11-5
- David Simpson: „Ozy and Millie II: Never Mind Pants“. Plan Nine Publishing, High Point, NC 2000, ISBN 1-929462-20-4
- David Simpson: „Ozy and Millie III: Ink and White Space“. Plan Nine Publishing, High Point, NC 2001, ISBN 1-929462-43-3
- David Simpson: „Ozy and Millie IV: Authentic Banana Dye“. Plan Nine Publishing, High Point, NC 2002, ISBN 1-929462-56-5
- David Simpson: „Ozy and Millie V: Om“. Plan Nine Publishing, High Point, NC 2003, ISBN 1-929462-69-7